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Parlamentarischer Abend des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik

Gemeinsam Potenziale für eine nachhaltige Stadtlogistik nutzen

v. l.: Marten Bosselmann (BIEK), Timo Kirschner (Brands4friends), Dorothee Bär (BMVI), Flrorian Gerster (BIEK), Franz-Reinhard Habbel (Deutscher Städte- und Gemeindebund), Harald Ehren (DVZ) und Frank Rausch (Hermes Germany GmbH)

Berlin, 07.03.2017 – Der Bedarf nach Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen (KEP) in urbanen Ballungsräumen wächst kontinuierlich. Die steigende Nachfrage generiert mehr Wirtschaftsverkehre, jedoch sind besonders in Städten die Verkehrsflächen begrenzt. Was können Politik, KEP-Dienste und Handel tun, um die Herausforderungen der zunehmenden Urbanisierung zu meistern und eine hohe Lebensqualität in den Städten zu sichern? Diese Frage stand beim Parlamentarischen Abend des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik am 7. März 2017 in Berlin im Mittelpunkt.

Wertschätzung für KEP-Dienstleistungen

„Wenn immer mehr Menschen in die Städte ziehen, dann muss partnerschaftlich mit allen beteiligten Akteuren an Lösungen gearbeitet werden, die eine lebenswerte Situation schaffen“, betonte Florian Gerster, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik bei seiner Begrüßung. „Die KEP-Dienste bündeln Verkehre, reduzieren den Individualverkehr und arbeiten seit langem an innovativen Technologien und Zustellkonzepten für eine nachhaltige Stadtlogistik. Leider fällt aber die Wertschätzung für die hochwertige und aufwändige logistische Leistung der KEP-Dienstleister unter den Tisch, wenn die Zustellung immer häufiger als kostenlos dargestellt wird.“

Kein online versus offline

Dazu ergänzte Timo Kirschner, COO des eBay-Unternehmens brands4friends: „Wir müssen uns mehr trauen, zusätzliche Leistungen für den Endkunden kostenpflichtig zu machen und somit das Bewusstsein für die erbrachte Leistung zu schaffen. In anderen Ländern wird das bereits stärker praktiziert.“ Auf die Frage, ob der stationäre Handel in Innenstädten vom schnell wachsenden Onlinehandel bedroht sei, antwortete er: „Es gibt kein online versus offline. Durch gezielte Omnichannel-Ansätze können sich Online- und stationärer Handel sogar gut ergänzen.“

Neue Koordinationsplattformen schaffen

Sehr deutlich positionierte sich Franz-Reinhard Habbel, Beigeordneter und Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes: „Ohne Logistik sind wir geliefert. KEP-Dienste sind ein wichtiger Teil der Mobilität und spielen für Städte und Gemeinden eine immer wichtigere Rolle.“ Kommunen und Logistikdienstleister müssten neue Koordinationsplattformen gründen und gemeinsam ihre Potenziale für eine nachhaltige Stadtlogistik nutzen. Er plädierte unter anderem für einen verstärkten Einsatz von Lastenfahrrädern und steuerliche Begünstigungen für emissionsfreie Fahrzeuge. „Nach Untersuchungen hier in Berlin lässt sich etwas mehr als die Hälfte der Waren mit Lastenfährrädern zustellen. Die Städte Wien und München steuern für die Anschaffung von Lastenfahrrädern bereits Zuschüsse von bis zu 1.000 Euro bei.“

Fahrverbote sind der falsche Ansatz

Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, betonte die elementare Rolle der KEP-Dienstleistungen: „Logistik heute ist der physische Ausdruck von Digitalisierung. Wirtschafts- und Logistikprozesse werden schneller, effizienter und kundenorientierter. Die KEP-Branche erbringt hier eine unverzichtbare Dienstleistung — schnell, effizient und nachhaltig. Wir sollten zusammen daran arbeiten, die Wertschätzung für die KEP-Branche zu stärken. Denn Innovationen entscheiden künftig über erfolgreiche Geschäftsmodelle. Die Digitalisierung und Vernetzung von Daten bieten hier enorme Potenziale, z. B. um Lieferungen optimal zu timen und Routen zu optimieren. Das BMVI fördert außerdem alternative Antriebe wie die Elektromobilität auch im Lieferverkehr“. Sie sprach sich zudem klar gegen Fahrverbote in deutschen Städten aus: „Wir lehnen die Blaue Plakette ab — Fahrverbote sind der falsche Ansatz zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten.“ Die Lösung sieht sie unter anderem in der Förderung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs, im Aufbau der Elektromobilität und im automatisierten und vernetzten Fahren. „Es ist wirkungsvoller, Fahrzeuge die sich ständig im Stadtverkehr befinden, wie Taxis, Busse im ÖPNV und Behördenfahrzeuge mit alternativen Antrieben auszustatten“, so Dorothee Bär.

Trend zur Dezentralisierung

Frank Rausch, CEO der Hermes Germany GmbH, stellte konkrete Maßnahmen vor, die die KEP-Dienste zur Förderung einer nachhaltigen Stadtlogistik ergreifen. „Wir investieren in nachhaltige Zustellkonzepte, alternative Antriebstechnologien und innovative IT-Lösungen.“ In den nächsten Jahren werde sich das Bestellverhalten der Endkonsumenten weiterhin stark verändern: In sieben bis acht Jahren rechnet Hermes mit 20 % Same-Day-Lieferungen. Frank Rausch sieht auch hier Bedarf für zukünftige Investitionen: „Der Trend geht zur Dezentralisierung der Lager in Städten — Same-Day-Lieferungen werden nicht aus Zentrallagern zugestellt werden.“ Auch er ist der Meinung, dass die Ziele einer nachhaltigen Stadtlogistik nur gemeinsam erreicht werden können. „Die KEP-Dienste benötigen u. a. ausgewiesene Ladezonen und eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.“

Eine Bildergalerie mit Impressionen des Abends finden Sie hier.